Ziegen gegen Verbuschung – gezielte Weideführung mit Herdenschutz
Die Galflun Alm (Tirol, Gemeinde Fließ) wurde seit 2018 nicht mehr bewirtschaftet. In der Folge breiteten sich Grünerlen, Borstgras, Zwergsträucher und junge Bäume stark aus – wertvolles Weideland drohte zu verbuschen. Gleichzeitig ist die Alm Teil des Natura-2000-Gebiets „Ötztaler Alpen“ und liegt am Fernwanderweg E5 – mit hohem ökologischem wie landschaftlichem Wert.
Ziel des Projekts
Im Rahmen des Projekts „Diversität auf der Alm – Hirten, Hunde und gelenkte Weideführung mit Ziegen“ sollte die Galflun Alm durch gezielte Beweidung reaktiviert werden. Neben dem Zurückdrängen der Verbuschung stand auch die Förderung der Artenvielfalt im Fokus – durch die Kombination traditioneller Hirtentechniken mit modernen Hilfsmitteln wie GPS, mobilen Zäunen und Herdenschutzhunden.
Vegetation und Ausgangslage
Die Alm umfasst ein Mosaik aus sauren Magerweiden, Flachmooren, Zwergstrauchheiden und Grünerlengebüsch mit den typische Pflanzenarten:
- Borstgras (Nardus stricta) – massenhaft vorhanden, verschlechtert durch Versauerung die Futterqualität.
- Grünerle (Alnus viridis) – breitet sich auf feuchten Standorten massiv aus, verdrängt lichtliebende Arten.
- Zwergsträucher wie Heidelbeere, Rauschbeere, Zwergwacholder – dominante Arten auf brachliegenden Flächen.
- Futterpflanzen wie Glockenblumen, Blutwurz, Frauenmantel, Wollgras – stellenweise noch vorhanden, aber unterdrückt.
Ziel war es, diese Vielfalt zu erhalten bzw. wieder zu fördern – durch kontrollierten Weidedruck und gezielte Beweidung sensibler Teilflächen .
Weideplanung und Umsetzung
Die Alm wurde in sektorale Weideschläge unterteilt, die mithilfe mobiler Elektrozäune nacheinander beweidet wurden. Die Hirtin plante jede Umstellung nach Futterverfügbarkeit, Tierverhalten und Geländeform.
- 20 Ziegen, 80 Schafe, unterstützt von Herdenschutzhunden
- Abschnitte wurden je nach Zustand für wenige Tage bis zwei Wochen beweidet
- Vorzugsweise Ziegen wurden auf stark verbuschte Flächen gesetzt
- GPS-Tracker und tägliche Kontrollen unterstützten die Steuerung

Beobachtungen: Ziegen als Landschaftspflegerinnen
Die wichtigsten Ergebnisse der zweimonatigen Studie:
- Grünerlen wurden massiv geschädigt: Ziegen fraßen Blätter und Rinde, bogen Zweige, verletzten Stammzonen. Nach wenigen Wochen waren viele Sträucher kahl.
- Heidelbeere und Rauschbeere wurden deutlich zurückgedrängt, ebenso der Zwergwacholder (durch Tritt oder Verbiss).
- Artenvielfalt sichtbar gestiegen: Auf beweideten Flächen traten mehr Blühpflanzen auf, auch lichtliebende Arten kehrten zurück.
- Borstgras konnte reduziert werden, sofern früh im Aufwuchs beweidet.
- Sträucher litten über den Winter: Frühjahr 2025 zeigte teils abgestorbene Grünerlen und Frostschäden an geschwächten Pflanzen.
- Flachmoore wurden bewusst geschont und zeigten keine Beweidungsschäden .


Fazit: Ein erfolgreicher erster Schritt
Das Projekt hat gezeigt: Ziegen sind effektive Verbissmanagerinnen – besonders in Kombination mit Hirtenführung, GPS, Herdenschutzhunden und strukturierter Planung.
Die Galflun Alm konnte in nur einer Saison sichtbar entbuscht, ökologisch aufgewertet und landwirtschaftlich reaktiviert werden.
Für eine dauerhafte Wirkung sind jedoch mindestens drei Jahre weitere Pflege und Beweidung nötig. Das Projekt soll daher fortgesetzt werden – auch mit Integration anderer Tierarten (Pferde, Rinder) und noch differenzierterem Weidemanagement.