Landwirtschaftliche Produktion ist unsere Lebensgrundlage – und insbesondere die Weidehaltung gehört zu unserem Verständnis von artgerechter Tierhaltung. Mit der Rückkehr großer Beutegreifer stehen viele Weidetierhalter vor neuen Herausforderungen. Um Weidehaltung auch in Zukunft betreiben zu können, ist ein fundiertes Verständnis für Herdenschutz, insbesondere für den Einsatz von Herdenschutzhunden, unerlässlich.
Das Herdenschutzhunde-Netzwerk ist ein Zusammenschluss von mittlerweile über 30 Betrieben, die aktiv mit Herdenschutzhunden verschiedener Rassen arbeiten, um ihre Weidetiere zu schützen. Ziel des Netzwerks ist es, den Austausch von Erfahrungen zu fördern, Wissen zu bündeln und sich untereinander und weitere interessierte Betriebe bei der praktischen Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen zu unterstützen. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, den österreichischen Bundesländern und der Europäischen Union leistet das Netzwerk einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der Weidewirtschaft.
Weidetierhalter setzen bereits seit über 2400 Jahren auf den Einsatz von Herdenschutzhunden, deren Tradition bis in die Antike zurückreicht.
Das Netzwerk steht allen Betrieben mit aktiver Weidetierhaltung kostenlos offen, die Herdenschutzhunde nachweislich aus Arbeitslinien einsetzen. Neben einem regelmäßigen Austausch über digitale Kanäle findet einmal jährlich ein Vor-Ort-Treffen bei einem der Mitgliedsbetriebe statt, um praktische Erfahrungen zu teilen.
Herdenschutzhunde: 2400 Jahre Erfahrung im Dienst des Herdenschutzes
Der Einsatz von Herdenschutzhunden ist eine der ältesten und effektivsten Formen des Herdenschutzes. Bereits seit über 2400 Jahren setzen Weidetierhalter auf die Unterstützung dieser besonderen Hunde, um ihre Herden vor Raubtieren zu schützen. Die Tradition reicht bis in die Antike zurück: Alexander der Großeverbreitete den Molosser, einen Vorfahren vieler heutiger Herdenschutzhunderassen, im gesamten hellenistischen Raum. Auch der römische Schriftsteller Varrone beschrieb im 1. Jahrhundert v. Chr. den „canis pastoralis“, einen großen, kräftigen Hund, der speziell zum Schutz von Weidetieren gezüchtet wurde.
Bis heute hat sich der Grundgedanke des Herdenschutzes nicht verändert: Herdenschutzhunde leben mit der Herde, wachsen mit den Tieren auf und sind als Beschützer fest in die Herde integriert.
Der effektivste Herdenschutz – besonders in schwierigem Gelände
Der Einsatz von Herdenschutzhunden gilt als eine der effektivsten Schutzmaßnahmen gegen Beutegreifer. In schwer zugänglichen, großflächigen Weidegebieten wie auf Hochalmen ist er oft die einzige praktikable Lösung. Zäune allein stoßen in diesen Gebieten an ihre Grenzen, während Herdenschutzhunde flexibel auf Bedrohungen reagieren und aktiv verteidigen können. Sie agieren unabhängig, sind rund um die Uhr präsent und schützen die Herde durch ihre physische Präsenz, und durch ihre abschreckende Wirkung auf Beutegreifer wie Wolf, Bär oder auch Fuchs.
Das Besondere am Wesen der Herdenschutzhunde
Herdenschutzhunde zeichnen sich durch ein einzigartiges Wesen aus, das sie für ihre Aufgabe prädestiniert. Sie sind von Natur aus:
- Unabhängig und selbstständig, was ihnen ermöglicht, eigenständig Entscheidungen zu treffen
- Wachsam und territorial, ohne dabei aggressiv zu sein
- Ruhig und ausgeglichen, was sie zu verlässlichen Beschützern macht
- Eng mit der Herde verbunden, da sie von klein auf mit den Tieren zusammenleben
Diese Eigenschaften machen Herdenschutzhunde zu loyalen, aber auch anspruchsvollen Arbeitspartnern, die eine enge Bindung zu ihrer Herde und ein gutes Verständnis ihrer Aufgabe entwickeln.
Das Herdenschutzhunde-Netzwerk: Austausch und Unterstützung für Weidetierhalter
Das Herdenschutzhunde-Netzwerk ist eine Plattform für Weidetierhalterinnen und -halter, die Herdenschutzhunde zur Sicherung ihrer Weidetiere einsetzen. Das Netzwerk zählt mittlerweile über 50 Mitglieder aus Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich. Diese Vielfalt ermöglicht einen breiten Wissensaustausch über den Einsatz von Herdenschutzhunden bei verschiedenen Weidetierarten wie Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden, Alpakas, Schweinen und Eseln.
Ziele des Netzwerks:
- Förderung des Erfahrungsaustauschs zu Haltungsfragen, Zuchtaspekten, tierärztlicher Betreuung und Ernährung
- Unterstützung beim Einsatz von Herdenschutzhunden sowohl auf Almen als auch auf Heimweiden
- Austausch zur Ausbildung von Herdenschutzhunden innerhalb bestehender Rudel
Der fachliche Austausch findet überwiegend über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe statt. Darüber hinaus wird einmal jährlich ein Vor-Ort-Treffen bei einem der Mitgliedsbetriebe organisiert. Diese Treffen bieten die Möglichkeit, den praktischen Einsatz von Herdenschutzhunden unter realen Bedingungen zu beobachten und voneinander zu lernen.
Vielfalt der Rassen im Netzwerk:
Die Mitglieder des Netzwerks setzen auf eine breite Palette bewährter Herdenschutzhunderassen. Vertreten sind unter anderem:
- Cane da Pastore della Sila
- Maremmano Abruzzese
- Pyrenäenberghunde
- Kangals
- Mastín Español
Diese Rassen sind seit Jahrhunderten für ihre Fähigkeiten im Herdenschutz bekannt und bilden die Basis für den Erfahrungsaustausch im Netzwerk.
Geplante zentrale Ausbildungsstätte:
Um das gesammelte Wissen noch gezielter weiterzugeben, ist der Aufbau einer zentralen Ausbildungsstätte für Herdenschutzhunde geplant. Diese soll interessierten Weidetierhaltern praxisnah vermitteln, wie Herdenschutzhunde effektiv in den Betrieb integriert werden können. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen über den Einsatz von Herdenschutzhunden im Alltag der Weidetierhaltung.
Mitgliedschaft:
Das Netzwerk steht allen Betrieben mit aktiver Weidetierhaltung offen, die Herdenschutzhunde nachweislich aus Arbeitslinien einsetzen. Die Mitgliedschaft ist kostenlos.
Keine Hundevermittlung:
Das Netzwerk vermittelt keine Herdenschutzhunde und ist keine Anlaufstelle für Hunde aus dem häuslichen Umfeld, die ein neues Zuhause suchen. In solchen Fällen wird empfohlen, sich an zuständige Tierheime zu wenden.
Herdenschutzhunde – Verantwortung und langfristige Investition:
Herdenschutzhunde erfordern ein hohes Maß an Engagement, Zeit und Fachwissen. Trotz möglicher Förderungen sind sie eine langfristige Investition in den Schutz von Weidetieren und die nachhaltige Sicherung der Weidewirtschaft.
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